Mitarbeitende wertschätzen, aber richtig

Mitarbeiter dort abholen, wo sie stehen – Leadership im echten Dialog


Das Missverständnis der reinen Wertschätzung

Stellen wir uns eine Führungskraft vor, die ihrem Mitarbeiter regelmäßig Feedback gibt. Sie betont immer wieder, wie hervorragend er seine Arbeit macht – aus ihrer Sicht völlig berechtigt. Doch der Mitarbeiter selbst empfindet das anders. Er zweifelt an seinen Fähigkeiten und spürt eine Diskrepanz zwischen dem, was er selbst erlebt, und dem, was er hört.

Das Ergebnis: Trotz ehrlicher Wertschätzung bleibt die innere Bewegung beim Mitarbeiter aus. Er zweifelt weiter, denn die Worte der Führungskraft treffen nicht auf sein aktuelles Selbstbild.

Hier zeigt sich: Wertschätzung ist wichtig, aber nicht alles. Wertschätzung, die nicht an der Wahrnehmung des Mitarbeiters andockt, bleibt ohne Wirkung.


Mitarbeitende dort abholen, wo sie stehen

Führung bedeutet nicht, Antworten zu liefern, sondern Räume zu eröffnen. Räume, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre eigenen Potenziale entdecken können. Oft heißt es: „Hole den Menschen dort ab, wo er steht.“ Doch wie gelingt das konkret? Und warum reicht Wertschätzung allein nicht aus, um Entwicklung zu ermöglichen?


1. Verantwortung übernehmen

FUTURE- Leadership-Prinzip 2: „Ich habe immer Verantwortung – für mich, für das, was ich in meine Beziehungen einbringe.“

Die Verantwortung der Führungskraft liegt nicht darin, die Zweifel des Mitarbeitenden „wegzureden“, sondern darin, einen Entwicklungsraum zu öffnen. Statt ausschließlich zu sagen, was gelungen ist, kann sie fragen:

  • „Was ist dir aus deiner Sicht gut gelungen?“
  • „Wo siehst du in deinem Vorgehen noch Potenzial?“

So übernimmt sie Verantwortung dafür, dass Feedback ein gemeinsamer Prozess wird – und nicht eine einseitige Botschaft.

Konkret: Halte die Balance: bestärke, was gelingt – und lass die Mitarbeitenden selbst ihre Entwicklungsschritte benennen.


2. Wirkung bewusst gestalten

FUTURE-Leadership-Prinzip 1: „Alles, was ich tue, hat eine Wirkung.“

Die Führungskraft möchte stärken – doch wenn das Feedback am Erleben des Mitarbeitenden vorbeigeht, wirkt es anders als beabsichtigt. Wirkung entsteht nicht nur durch die Worte, sondern durch die Resonanz im Gegenüber. Echtes Leadership bedeutet daher, die Wirkung bewusst mitzudenken: Was löst mein Feedback tatsächlich beim anderen aus?

Konkret: Achte nicht nur auf deine Botschaft, sondern auf die Reaktion. Frag dich: Kommt meine Anerkennung an – oder erzeugt sie Druck und Zweifel?


3. Potenziale sichtbar machen

FUTURE- Leadership-Prinzip 6: „Jeder Mensch hat einen Kern.“

Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat Fähigkeiten und Stärken, die vielleicht noch nicht vollständig sichtbar sind. Wenn jemand diese selbst benennt, kommt er oder sie dem eigenen inneren Kern ein Stück näher. Für die Führungskraft bedeutet das, diesen Prozess aufmerksam zu begleiten und das Gesagte nicht nur anzuhören, sondern in seiner Bedeutung wirklich anzuerkennen.

Das Aussprechen von Potenzialen wirkt auf zwei Ebenen:

  1. Der Mitarbeiter hört sich selbst und spürt, dass er mehr kann, als er vielleicht glaubt.
  2. Er erlebt, dass die Führungskraft sein Potenzial erkennt und unterstützt – nicht blind lobt, sondern gezielt fördert.

Konkret: Hör genau zu, wenn jemand Potenzial beschreibt. Wiederhole es in eigenen Worten – so wird sichtbar: Ich nehme dich ernst.

4. Entwicklung statt Perfektion fördern

FUTURE- Leadership-Prinzip 11: „Nichts ist vollkommen – alles ist ein Durchgangsstadium einer Entwicklung.“

Wenn eine Person Zweifel äußert, zeigt das nicht Schwäche, sondern den nächsten Entwicklungsschritt. Zweifel sind oft ein Hinweis darauf, dass etwas in Bewegung geraten ist. Führungskräfte, die dies verstehen, sehen im Zweifel nicht ein Problem, sondern eine Chance.

Entscheidend ist, eine zukunftsgerichtete Frage zu stellen, die Entwicklung ermöglicht, ohne Druck aufzubauen.

Konkret: Stelle Fragen wie: „Was könnte dir helfen, den nächsten Schritt umzusetzen?“ So wird aus Zweifel ein konkreter Entwicklungsplan.


Fazit

Menschen „dort abzuholen, wo sie stehen“ heißt nicht, sie mit allgemeiner Wertschätzung zu überhäufen. Es heißt, ihre eigene Wahrnehmung ernst zu nehmen und sie in den Dialog über ihre Potenziale einzuladen. Leadership nach den FUTURE-Prinzipien erkennt die Verantwortung für Wirkung, vertraut auf die Kraft der Beziehung und sieht jeden und jede als Individuum mit Entwicklungsmöglichkeiten.

So wird Führung nicht zur Einbahnstraße, sondern zu einem lebendigen Prozess der gemeinsamen Entfaltung.


Weiterführendes Angebot: FUTURE-Leadership-Training mit Susanne Plaschka von 29.01.2026 bis 29.04.2026 in D-82549 Königsdorf 


Über die Autorin Susanne Plaschka:

Susanne Plaschka ist langjährige FUTURE®-Trainerin, FUTURE-Coach, und zertifizierte Professional Certified Coach der International Coaching Federation. 

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