Leaderstalk mit Roman Hagara

ALS LEADER AUF ERFOLGSKURS SEGELN

Sicherlich gibt es schlechtere Gesprächspartner und wahrscheinlich wenig bessere, wenn es um die Frage geht, wie man seinen Erfolgskurs findet, als Segelprofi Roman Hagara. In der Disziplin Tornadosegeln holte der Österreicher zweimal Olympiagold, gewann viele Weltmeister- und Europameisterschaften. Mit dem letzten großen Sieg im September 2021 kam ein weiterer Weltmeistertitel im GC32 zur beeindruckenden Erfolgssammlung. Die Entscheidungen an Bord und im Spitzensport haben viele Parallelen zu den oft heftigen Winden im Leadership. Grund genug für uns, genau hinzuhören. Kapitän des eigenen Lebens sein, die Segel setzen und erfolgreich navigieren als Leader – spannende Antworten zu diesen und weiteren Themen finden sich in diesem LeadersTalk…


Das Interview mit Segelprofi Roman Hagara führten die FUTURE-Trainerinnen  Anita Hußl-Arnold und Susanne Plaschka


AH: Was ist es, das du der Welt durch dein Schaffen gerne zeigen möchtest, Roman?


RH: Ich glaube, es ist schon so, dass man einfach alles erreichen kann. Wir haben zum Beispiel in Österreich nicht die allerbesten Voraussetzungen fürs Segeln, aber anhand meiner Erfolge sieht man wirklich, dass man auch unter nicht optimalen Voraussetzungen ganz nach oben kommen kann. Dass es immer einen Weg gibt, das ist etwas, das ich Menschen mitgeben möchte.


AH: Was braucht es denn als Vorbild, um Menschen für einen Weg – oder um in der Segelsprache zu bleiben, für einen Kurs – zu begeistern?


RH: Man muss es selber vorleben. Wenn man Einsatz zeigt, sehen die Menschen, die diesen Weg mitgehen dadurch, dass man voll dahinter steht und alles dafür gibt. So kann man auch andere motivieren, die zwar nicht im Vordergrund stehen, aber als Team hinter dir – gerade im Sport ist das sehr wichtig.


SP: Du bist bekannt für deine Abgeklärtheit. Wie erwirbt man sich als Leader diese Coolness?


RH: Was einen wirklich cool macht, ist, dass man das, was man macht, wirklich gerne macht. Dass man sein Fach bis zur Perfektion betreibt und dadurch Vertrauen zur eigenen Fähigkeit aufbaut. Deswegen gibt es wahrscheinlich wenige Situationen, wo ich Stress bekomme – weil ich auf das vertrauen kann, was ich gelernt habe. Was man schon hunderte Male gemacht hat, das gibt einem Sicherheit.


AH: Wie gehst du mit Kurskorrekturen im Leben um? Fällt es dir schwer, einen eingeschlagenen Weg wieder zu verlassen, wenn sich dieser als falsch herausstellt?


RH: Nein, ich versuche die Dinge abzuwägen und daraus meine Schlüsse zu ziehen. Da bin ich sehr analytisch, was ab und zu vielleicht auch nicht ganz richtig ist. Meine Frau ist Künstlerin, die macht alles nach Intuition. Das komplette Gegenteil von mir und das ist natürlich auch ein Weg – aber wir finden sehr gut zusammen.


SP: Wie schafft man es, dem eigenen Kurs authentisch zu folgen?


RH: Zuallererst muss man Leute finden, die diesen Weg mit einem mitgehen, das ist bereits ganz entscheidend: Dass das Team zusammenpasst. Und dann geht es darum, den Weg vorzuleben und den nötigen Einsatz zu zeigen. So kannst du die anderen mitnehmen. Gerade im Segelsport sind viele ehrenamtlich dabei. Wenn Geld kein Anreiz ist, aber auch sonst, muss man die Leute mit ins Boot holen und so motivieren, dass sie das Projekt auch ganz zu ihrem machen.


AH: Das ist dann die hohe Kunst des Führens: Menschen gewinnen durch Überzeugungskraft, Vorleben…


RH: Mit Sicherheit, gerade im Umgang mit jungen Menschen. Und das funktioniert in beide Richtungen. Wenn zum Beispiel Leute dabei sind, die ihr Thema nicht voll leben, dann habe ich wiederum Schwierigkeiten voll mitzumachen. Ich unterstütze Menschen sehr gerne dabei, ihren Lebenstraum zu verwirklichen, aber ich muss bei ihnen sehen, dass es wirklich ihr Traum ist. Es stimmt schon, wenn man etwas selber lebt, motiviert das andere.


AH: Welche Qualitäten glaubst du, braucht es in der Navigation durch die Zukunft verstärkt?


RH: Ich denke, um vorwärts zu kommen, muss man manchmal einen Schritt zurück gehen und sich wirklich besinnen. Schneller, höher, stärker kostet uns alle auf Dauer zu viel an Ressourcen. So kann es nicht weiter gehen. Gerade die Leader, die ganz vorne stehen, müssen sich besinnen.


SP: Was hilft dir, dich auf die zentralen Schritte zu besinnen und das Richtige zu tun? Erfolgreiche Menschen haben ja oft tausend Sachen gleichzeitig zu tun.


RH: Ich bin relativ schnell drauf gekommen, was für mich und für mein Umfeld wichtig ist. Ich habe gewisse Dinge an andere delegiert, die in dem Bereich Profis sind – etwa die Medienarbeit. Ich konzentriere mich auf meinen Kurs und Dinge, die ich selber nicht gut kann, lagere ich aus.


AH: Gleichzeitig weiß ich von dir, dass du alles gern selber anpackst. Im Nationalteam etwa gehst du auch mal einkaufen und erledigst, was halt gerade zu tun ist, einfach selber…


RH: Vielleicht würde ich manches eigentlich gerne delegieren, aber… (lacht). So bin ich halt aufgewachsen. Als ich zum Beispiel mit Segeln angefangen habe, hab ich viele Arbeiten am Boot gerne selber gemacht, weil ich wusste, dass dann alles passt. Um Arbeit abzugeben, muss man den zuständigen Menschen gegenüber einfach das Vertrauen haben, dass die es so gut machen, wie sie können – und dass es dann auch passt und deinen Standards entspricht. Das ist mit Sicherheit etwas, das ich lernen musste. Das war auch eine Herausforderung, als wir umgestiegen sind in das größere Team mit einem eigenen Servicemann, der sich nur um das Boot kümmert. Du musst dann einfach gehen und sagen „Okay der macht das schon“.


AH: Also sich zuerst auf sich selbst verlassen können und dann auf andere.


RH: So könnte man es sagen.


SP: Ist führen für dich leichter, wenn mehr von diesem Vertrauen da ist und du nicht alles kontrollieren musst?


RH: Vertrauen ist immens wichtig. Gerade im Sport musst du dich auf deine Partner verlassen können und dass sie genau das machen können, was notwendig ist. Als ich selber angefangen habe zu steuern, hatte ich eine Crew, wo ich dieses Vertrauen nicht hatte und auch nicht so wirklich geglaubt habe, dass wir erfolgreich sein können. Da habe ich auch die Entscheidung treffen müssen, dass ich eine andere Crew brauche, um erfolgreich zu sein. Das war keine leichte Entscheidung, aber ich denke der Weg hat mir Recht gegeben. Man muss auch sehen, wenn das Vertrauen mit gewissen Leuten nicht da ist, kann es nicht funktionieren. Auch das sieht man immer wieder, nicht nur im Mannschaftssport.


AH: Im Sport wie im Leadership sind Entscheidung ja etwas ganz Wesentliches. Und immer müssen sie schnell getroffen werden…


RH: Beim Segeln hat der Steuermann das Steuer in der Hand, er muss schlussendlich die Entscheidung treffen. Natürlich versuchst du Informationen von deiner Mannschaft zu bekommen und diese Informationen zu berücksichtigen. Wichtig ist, dass man die Leute einerseits hört und dann wiederum die richtigen Schlüsse zieht. Alles wird schnelllebiger, aber wenn man etwas jahrelang macht, wird es einfacher. Auch in der Entscheidungsfindung.


SP: Wie gehst du mit falsch getroffenen Entscheidungen um?


RH: Für mich ist immer wichtig, dass man Entscheidungen analysiert und daraus lernt. Ich denke, eine meiner großen Stärken speziell im olympischen Segeln war, dass ich auch sehr kritisch mir selbst gegenüber war. Ich hab immer gesagt „Einen Fehler macht man nur einmal, aber kein zweites Mal“ und das habe ich auch versucht umzusetzen. Das ist nicht immer einfach, aber es hilft.


AH: Inwiefern behältst du bei Entscheidungen das Big-Picture im Kopf?


RH: Man sollte für Neues aufgeschlossen bleiben. Das Einzige was nicht passieren darf: Du darfst deinen Weg, deinen Kurs nicht verlieren. Im Endeffekt musst du zu einem gewissen Zeitpunkt einen Schlussstrich ziehen und dich wieder auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Da verstricken sich viele Leute… hier noch etwas machen, da noch etwas machen und dabei vergessen sie auf die wesentlichen Dinge. Bei uns speziell: Man muss optimal vorbereitet sein, aber gewinnen musst du am Wasser. Das Big Picture verliert man aus den Augen, wenn man sich zu viel mit den kleinen Dingen beschäftigt und nicht aufs Wesentliche zurückkommt.


AH: Von wem hast du in deinem Leader-sein am meisten gelernt?


RH: Ehrlich gesagt von mir selbst. Ich hab mir viele Dinge selber beigebracht. Es ist nicht so, dass ich von niemandem beeinflusst wurde. Es gab natürlich herausragende Figuren. Wobei diese Menschen für mich nicht Vorbild waren, aber es gab immer gute Reibungspunkte mit ihnen.


AH: Viele gute Reibungspunkte und einen guten Kurs wünschen wir dir auch für die Zukunft, Roman. Danke für das Interview.


Anita Hussl-Arnold FUTURE Coach Trainerin Unternhemenskulturentwicklung
Anita Hussl-Arnold
future trainer coach susanne plaschka krise
Susanne Plaschka

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