Vom Patriarchen über den Manager zum Leader

von Wolfgang Stabentheiner dem Entwickler des FUTURE-Leadership-Trainings

Ja, ja, die guten alten Zeiten! Damals, als die Welt noch in Ordnung war, als man noch zu unterscheiden wusste zwischen Richtig und Falsch, Gut und Böse, Schön und Hässlich…, nicht weil   w i r   es wussten, sondern weil die Gesellschaft es für uns wusste. Damals, als man Führungskräfte noch als Autoritäten fürchtete, von ihren Systemen mit nahezu unbeschränkter Macht ausgestattet, als das Schicksal von Schülern noch davon abhing, inwieweit sie ihren Lehrern zu Gesicht standen, als Gesellen ihre Lehrbuben noch aus purer Willkür herabwürdigen konnten bis hin zu körperlicher Züchtigung, als Unternehmer sich noch rühmen durften, selbst den Erfolg ihres Betriebs erwirtschaftet zu haben, während ihre MitarbeiterInnen den Stellenwert anonymer Knechte innehatten, damals, als einem vor Ehrfurcht die Knie zitterten, wenn einem der Bürgermeister die Hand drückte, und als Geistliche sich anmaßten zu beurteilen, ob man in die Hölle oder in den Himmel komme.

Auf die Patriarchen von damals, die ihre Autorität ihrer Position innerhalb ihrer Systeme verdankten, – in manchen Bereichen der Gesellschaft finden wir ja auch heute noch Restbestände dieser Spezies – auf die Patriarchen folgten die Manager. Ihre Autorität beziehen sie vorrangig aus ihrem Erfolg, aus der Erreichung ihrer Ziele und daraus, dass sie ihre Systeme schneller, schlanker, schlagkräftiger gestalten. Für sie zählen Facts and Figures, nicht Sympathie oder brave Gefolgschaft, sie setzen auf Skills and Tools, nicht auf Anstand und Traditionen, ihr Führungsstil ist bestimmt durch Objektivität, nicht durch subjektive Befindlichkeit. Der Typus Manager hat seit den 1970er Jahren immer mehr das Heft des Gestaltens in die Hand genommen und die Welt in einem nie gekannten Ausmaß verändert, und zwar in einer Geschwindigkeit, dass ein nicht unwesentlicher Bodensatz der Bevölkerung mentalitätsmäßig nicht mehr mitkam. Und Völker, insbesondere im Osten Europas, die die geistigen Umwälzungen rund um 1968 nicht durchleben konnten, die nicht die Gelegenheit vorfanden, die von den Religionen, Ideologien, und gesellschaftlichen Traditionen errichteten Mauern in ihren Köpfen und Bäuchen niederzureißen und beschränkende Zäune zu durchtrennen, diese Völker tun sich heute schwer mit der in der EU und der westlichen Welt vorherrschenden Liberalität umzugehen, die uns herausfordert, uns selbst Orientierung zu geben und unserem eigenen, individuellen Lebensentwurf zu folgen. Menschen mit wenig ausgeprägter Individualität brauchen Feindbilder, um sich selbst als anständig, fleißig und rechtschaffen zu erleben, sie brauchen Mauern und Zäune, innerhalb derer sie sich unhinterfragt sicher fühlen können.

Die Welt dreht sich weiter. Aber nicht wie früher einmal, in viele einzelne, scheinbar voneinander unabhängige Bruchstücke zerteilt, sondern als ein großer, ganzer Organismus, in dem alles mit allem zusammenhängt und jedes auf das Ganze Wirkung erzeugt. Nichts existiert nur für sich, isoliert vom Rest der Welt, alles ist mit allem verbunden. Dass es so weit gekommen ist, dieses Verdienst ist der Grenzen sprengenden Denkweise der Manager zuzuschreiben. Sie ist verantwortlich für den Aufbau weltweiter ökonomischer Strukturen, die uns erlauben mit jedem Handel zu betreiben, für die Entwicklung einer Informationstechnologie, die uns die Speicherung und Verarbeitung von Daten astronomischen Ausmaßes ermöglicht, eines weltweiten Webs, das uns den Raum für uneingeschränkten Informationsaustausch bietet, für die Durchsetzung einer Sprache, des Englischen, mittels derer wir uns weltweit verständigen können…

Die Ganzheit der Welt ist unübersehbar, aber dieser eine große Organismus leidet. Er leidet daran, dass jeder seiner Teile seine eigenen egoistischen Ziele verfolgt, und sich dadurch in Gegensatz, in Konkurrenz zu anderen setzt. Würden das die Organe unseres menschlichen Körpers tun! Wie katastrophal wäre das denn!

Ein Paradigmenwechsel zeichnet sich ab. Es ist immer unerträglicher, dass einzelne Teilgrößen auf Kosten des Ganzen ihren Vorteil suchen. Die EU bietet dafür Beispiele zu Hauf. Ein Aktuelles mag für viele stehen: Zierten sich doch die Staaten, den Griechen und Italienern bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms zu helfen. Nun büßen wir’s alle miteinander bis dahin, dass die Existenz der gesamten EU in Frage gestellt ist. So banal es klingt: Im Miteinander sind wir stark. In der Kooperation liegt der Erfolg. Die Beachtung des Ganzen bildet die Voraussetzung für eine gute Zukunft. Was hilft es dem Zweig, wenn er selbst genügend Saft hat, aber der Baum zugrunde geht? Das Wohl des Baumes ist zugleich auch das Wohl des Zweigs. Immer mehr Menschen begreifen das, auch wenn die Spalter und Zerstörer mehr von sich reden machen. In gewisser Weise ist es gut, dass uns durch den maßlosen Zynismus extrem rechter Bewegungen, oder durch die maßlose Skrupellosigkeit und Menschenverachtung mancher Konzerne, oder durch die maßlose Verblendetheit religiöser Gruppen wie der Tea-Party-Bewegung oder des IS die Entscheidung drastisch vor Augen geführt wird: Entweder wir rücken das Ganze in den Mittelpunkt unseres Seins, Denkens und Handelns oder… – das Oder mag sich ein jeder selbst ausmalen.

Die Notwendigkeit der Beachtung des Ganzen erfordert eine neue Art des Führens. Paradoxerweise wird die Denkweise der Manager der von ihr geschaffenen „Ganzwelt“ nicht gerecht. Gier, Maßlosigkeit, Fixierung auf den Wettbewerb und die Ausbeutung des Ganzen, jene Attitüden, also, die man dem Manager zuschreibt, sind nicht zukunftstauglich. Und zwar keineswegs aus moralischen Gründen, sondern weil sie angesichts der Komplexität der Welt nicht mehr funktionieren. Wie sich einst das Patriarchentum in Management weiterentwickelte, so steht nun an, dass sich Management in Leadership transformiert. Fühlt sich Management einzig der Logik der eigenen Organisation oder des eigenen Führungsbereichs verpflichtet, so stimmt Leadership die Interessen des eigenen mit jenen des Ganzen ab. Geht es Management um den kurzfristigen Gewinn, berücksichtigt Leadership die Auswirkungen des heutigen Handelns auf das längerfristige Morgen. Reduziert Management das Wirtschaften auf rein objektive Kriterien, bezieht Leadership auch die Subjektivität des Menschen mit ein, sein ganzheitliches Wohlsein. Erzielt Management Fortschritte durch Wettbewerb, leitet Leadership den Wandel durch die Synergie unterschiedlicher Potenziale ein. Sieht Management den Sinn des Wirtschaftens darin, Gewinn zu erzielen, so erzielt Leadership Gewinn, um den eigentlichen Sinn des Unternehmens zu erfüllen…

Leadership baut auf die Kompetenzen des Managements auf und setzt sie doch in einen anderen, in einen größeren Kontext. Welche sind nun aber typische Leadership-Kompetenzen? Abstrakt gesagt: Sich selbst, anderen und dem Ganzen gerecht zu werden. Was dies konkret bedeutet, darüber mehr in meinem Artikel <link www.future.at _blank internal-link "Opens external link in new window">"Fünf Leadership Kompetenzen"</link>.

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